Bewertung von Start-Ups und Intangibles


Fall: Bewertung eines Start-Ups


Wir wurden beauftragt, ein Start-up im Tech-Bereich zu bewerten, das eine neuartige, klimaneutrale Kraftwerkstechnologie entwickelt. Zum Zeitpunkt der Beauftragung befand sich das Unternehmen in der fortgeschrittenen Phase der Prototyp-Entwicklung und konnte bereits mehrere sogenannte Launch-Kunden vorweisen, die ein starkes Interesse an der Erprobung des Systems signalisiert hatten. Die Bewertung war eingebettet in eine bevorstehende Finanzierungsrunde, die notwendig war, um die Fertigstellung des Prototyps und den Übergang in die frühe Kommerzialisierung zu ermöglichen.

Die Ausgangslage war dabei von hoher Unsicherheit geprägt: Das Unternehmen befand sich operativ und finanziell im kritischen Bereich des sogenannten „Valley of Death“ – einer Phase, in der Entwicklungsdauer und Mittelbedarf die ursprünglichen Erwartungen überstiegen hatten. Erste Geldgeber wurden zunehmend ungeduldig, und auch die Launch-Kunden erhöhten den kommunikativen Druck hinsichtlich eines belastbaren Testzeitpunkts.

Ein zentrales Problem bestand darin, dass die zukünftige Performance des Produkts – und damit auch der Erfolg des Geschäftsmodells – stark von der tatsächlichen Funktionsfähigkeit des Prototyps abhing. Erste Funktionstests waren zwar positiv, aber die Langzeit-Performance war noch nicht nachgewiesen. Parallel bestand die Herausforderung, die mit dem Geschäftsmodell inhärent verbundenen Risiken und Unwägbarkeiten sachgerecht zu erfassen, insbesondere im Hinblick auf regulatorische Anforderungen, Skalierbarkeit und die Kapitalintensität der späteren Produktion.

Besonderes Augenmerk legten wir daher auf die Modellierung alternativer Entwicklungspfade, auch für den Fall, dass der Prototyp nicht in der ursprünglich angestrebten Form performen sollte – jedoch weiterhin kommerzielle Anwendungspotenziale aufweist. Ziel war es, eine Bewertung zu entwickeln, die nicht nur auf ein Best-Case-Szenario fokussiert, sondern realistische, differenzierte Perspektiven berücksichtigt und Investoren eine klare Entscheidungsgrundlage bietet. Wir haben hierzu den ursprünglich enger gesteckten Analyserahmen des Managements bewusst erweitert, um eine optimale Investorenansprache zu erzielen.

Wir haben dann ein ganzheitliches Bewertungsmodell entwickelt, das verschiedenste Herangehensweisen integrierte: von Simulationsmodellen über VC-Methoden bis hin zu Realoptionsmodellen für technologische und kommerzielle Meilensteine. Die zugrunde liegenden Risikoparameter wurden auf Basis umfangreicher Benchmarks aus Kapitalmarktanalysen, vergleichbaren Transaktionen und Optionspreismodellen abgeleitet und auf den konkreten Unternehmenskontext angepasst.

Entscheidend war die adressatengerechte Aufbereitung der Analyse, die bewusst auf eine klare Investmentperspektive ausgerichtet war. Die Darstellung betonte die kritischen Variablen, Unsicherheiten und Abhängigkeiten – und ermöglichte es potenziellen Investoren, eine fundierte Risiko-Chancen-Abwägung vorzunehmen. Das Bewertungsdokument wurde in Form einer visuell klar strukturierten Präsentation aufbereitet, die den Blick gezielt auf wirtschaftlich und strategisch entscheidende Aspekte lenkte. Im Ergebnis konnte das Unternehmen, trotz der schwierigen Ausgangslage, eine erfolgreiche Finanzierungsrunde abschließen. Unsere Bewertung war dabei ein zentraler Bestandteil, um das notwendige Vertrauen potenzieller Investoren zu gewinnen – durch eine faktenbasierte, transparente Analyse, die Werte anschaulich machte und eine glaubwürdige Brücke von der heutigen Unsicherheit zur zukünftigen Wachstumsoption schlug und damit zur Überwindung des „Valley of Death“ maßgeblich beitrug.

  • Prognose und Analyse bei geringer Visibilität
  • Sachgerechte Ableitung von Risiken und Unsicherheiten, adäquate Einbettung in die Bewertung
  • Ausgewogene Investoren-Präsentation der Ergebnisse
  • Seit 2020: ca. 55 Start-Up-Bewertungen für Investoren und Venture Capital Funds
  • Technisches Know-How in der Modellierung und Bewertung jenseits des reinen DCF-Modells
  • Fundierte Analysefähigkeiten für junge Geschäftsmodelle
  • Erfahrung in der Investorenansprache aufgrund langjähriger eigener Investorenerfahrung

Literatur:

  • Meitner/Prengel/Kunitz (2023) Bewertung von Start-ups und innovativen Geschäftsideen, in: Peemöller (Hrsg.), Praxishandbuch der Unternehmensbewertung, 8. Auflage, Herne et al. 2023.

Vorträge & Seminare:

  • 28. April 2025: Finding Value in Complete Darkness, NACVA/GACVA Around the Valuation World, Online
  • Regelmäßiges EACVA-Seminar: Start-Up Valuation – Analysis and Valuation of Young and Innovative Business Models
  • EACVA-Seminar: Valuation of Highly Asset-Light Start-Up Companies.

Fall: Bewertung von Inttellectual Property (IP) 


Wir wurden beauftragt, die Bewertung eines immateriellen Vermögenswerts im Rahmen einer konzerninternen Übertragung von einer österreichischen Tochtergesellschaft an die deutsche Muttergesellschaft vorzunehmen. Gegenstand der Bewertung war das Intellectual Property (IP) an einem KI-basierten Tool zur Optimierung von Marketingdaten, das in den vergangenen Jahren unternehmensintern entwickelt worden war und nun im Rahmen einer Reorganisation an den deutschen Standort verlagert werden sollte.

Die Bewertung eines derart spezialisierten immateriellen Vermögenswerts war mit mehreren Herausforderungen verbunden. Zum einen galt es, die wertmäßige Trennung der KI-basierten Komponenten des Tools von anderen, nicht technologiegetriebenen Zahlungsstrombestandteilen vorzunehmen – eine Abgrenzung, die insbesondere im Zusammenspiel mit klassischen Marketingservices und analytischen Funktionen anspruchsvoll war. Zum anderen stellte sich die Frage der sachgerechten Abgrenzung zwischen bereits geleisteter und künftig noch zu erbringender Entwicklungsarbeit: Während Teile der Funktionalität bereits einsatzfähig waren, befand sich das Tool zugleich in einem evolutionären Entwicklungsprozess, in dem künftige Releases mit erheblichem Wertpotenzial verbunden waren. Ein weiterer zentraler Bewertungsaspekt betraf die Festlegung einer ökonomisch sinnvollen Nutzungsdauer des bestehenden IP, insbesondere im Lichte der extrem dynamischen Innovationszyklen im Bereich künstlicher Intelligenz. Eine zu optimistische Einschätzung hätte die Substanz der IP ebenso verzerrt wie zu kurze Nutzungsdauern.

Im Rahmen der methodischen Herleitung wurde rasch deutlich, dass die üblichen Bewertungsansätze für immaterielle Vermögenswerte zumindest in ihrer Standardform an ihre Grenzen stoßen. Die Lizenzpreisanalogie zeigte eine große Bandbreite und ließ sich mangels gut vergleichbarer Einzelfälle nicht plausibel kalibrieren. Kostenbasierte Methoden ignorierten das strategische Zukunftspotenzial der Anwendung vollständig, während sich marktbasierte Verfahren aus Datenmangel verbaten. Selbst der grundsätzlich sachgerechte MPEEM-Ansatz (Multi-Period Excess Earnings Method) erwies sich in Reinform als problematisch, da die Ermittlung einzelner contributory asset charges in einem Umfeld multipler, eng verknüpfter immaterieller Vermögensgegenstände kaum sachgerecht anwendbar ist.

Unser Lösungsansatz war daher eine weiterentwickelte Methodik, die am Grundgerüst des MPEEM ansetzt, aber deutlich darüber hinausgeht. Im ersten Schritt bewerteten wir die kleinste organisatorisch und wirtschaftlich sinnvolle Einheit, die ein vollständiges Geschäftsmodell trägt – was hier methodisch einer vollständigen Start-up-Bewertung nahekam. In einem zweiten Schritt wurden alle berechenbare asset charges für explizit identifizierbare tangible Vermögenswerte und von nicht mit Wettbewerbsvorteilen ausgestatteten immateriellen Vermögenswerte abgezogen. Der verbleibende Restwert wurde schließlich entlang qualitativer Kriterien und in einem eigens dafür kalibrierten Bewertungsmodell auf jene immateriellen Assets mit tatsächlichem strategischem Wettbewerbsvorteil verteilt – wobe das KI-IP im Zentrum des Interesses stand.

Zur Absicherung des Modells führten wir eine Gegenprüfung über individuelle Verhandlungspotenziale der beteiligten Konzerneinheiten durch. Hierbei wurde geprüft, in welchem Maße die österreichische Einheit auf Vergütungen verzichten würde, bzw. welche Preisbereitschaft bei der empfangenden deutschen Einheit unterstellt werden kann – stets unter Annahme eines unabhängigen Drittkontexts. Diese Sicht diente als wichtiger Plausibilisierungsanker und stärkte die Nachvollziehbarkeit der Bewertung. Im Ergebnis stand eine komplexe Teilunternehmensbewertung, in der das IP-Asset als wirtschaftlich separierbare Einheit extrahiert und fair bewertet werden konnte. Die Methodik wich bewusst von Standardverfahren ab – nicht aus Prinzip, sondern weil der konkrete Bewertungsfall dies methodisch erforderte. So entstand eine fundierte und zugleich praxisgerechte Bewertung, die den regulatorischen Anforderungen ebenso gerecht wurde wie der wirtschaftlichen Substanz des Bewertungsobjekts.

  • Schwierige Isolation und geringe Visibilität bei Immateriellen Vermögensgegenständen mit Wettbewerbsvorteilen
  • Komplexes Zusammenspiel unterschiedlicher immaterieller Vermögensgegenstände
  • Prognose und Bewertung im dynamischen Geschäftsmodell
  • Seit 2020: ca. 55 Start-Up-Bewertungen für Investoren und Venture Capital Funds, hauptschlich im Tech-Umfeld
  • Analytisches Know-How im Zusammenhang mit immateriellen Vermögensgegenständen.
  • Fundierte Analysefähigkeiten für moderne Geschäftsmodelle

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