Bewertung und Unternehmensnachfolge
Fall: Bewertung im Rahmen eines Nachfolgeprozesses
Wir wurden beauftragt, den Nachfolgeprozess in einem mittelständischen Familienunternehmen (Umsatz > 80 Mio Euro) zu begleiten und im Zuge dessen eine Unternehmensbewertung durchzuführen. Das Unternehmen war einige Jahre zuvor in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten – ausgelöst durch eine ambitionierte, jedoch letztlich überdehnte Internationalisierungsstrategie. Zum Zeitpunkt unserer Tätigkeit befand sich das Unternehmen bereits in einer strukturellen Erneuerung: die Liquidität war stabilisiert, operative Verbesserungen wurden eingeleitet, und es bestand wieder ein tragfähiges Geschäftsmodell – allerdings in einem noch nicht voll entwickelten Zustand.
Der Bewertungsanlass war eingebettet in einen umfassenden Nachfolgeprozess, bei dem sowohl die Eigentümerstruktur als auch die unternehmerische Einbindung der zahlreichen Familienmitglieder neu geordnet werden sollte. Ziel war es, eine transparente und nachvollziehbare Bewertungsgrundlage zu schaffen, die sowohl für bleibende als auch ausscheidende Gesellschafter belastbar war – und als Ausgangspunkt für eine faire Neuaufstellung diente. Eine zentrale Herausforderung lag in der Projektion zukünftiger Zahlungsströme in einem sich dynamisch wandelnden Unternehmensumfeld. Zwar waren erste Restrukturierungserfolge sichtbar, jedoch war die nachhaltige Stabilität des Geschäfts noch nicht abschließend abgesichert. Dies erforderte eine vorsichtige Modellierung auf Basis mehrerer Szenarien und eine bewusste Sensitivität gegenüber zukünftigen Markt-, Preis- und Kostentreibern.
Besonders anspruchsvoll war der Umgang mit der sehr heterogenen Eigentümerstruktur innerhalb der Unternehmerfamilie. Die zahlreichen, teils operativ eingebundenen Familienmitglieder wiesen unterschiedliche Rollen und Interessenlagen auf – je nachdem, ob sie im Unternehmen verbleiben und zukünftig investieren oder ihre Anteile im Zuge der Nachfolge verkaufen wollten. Entsprechend waren auch die bereitgestellten Informationen sowie die Einschätzungen zur Unternehmenslage unterschiedlich geprägt. Unser Ansatz war es, über strukturierte Interviews und Quervergleiche die Plausibilität der Aussagen zu validieren und eine integre, von Einzelinteressen unabhängige Sicht zu entwickeln.
Von Bedeutung war auch die adressatengerechte Darstellung und Erläuterung der Bewertungsmethodik und -ergebnisse. Diese mussten nicht nur finanzmathematisch fundiert, sondern auch für ein nicht-finanzgetriebenes Familienpublikum verständlich sein. Hierfür entwickelten wir eine Visualisierungs- und Kommunikationsstruktur, die auf Transparenz, Neutralität und Verständlichkeit setzte. Im Nachgang übernahmen wir eine vermittelnde Rolle im Dialog zwischen den beteiligten Anspruchsgruppen. Auf Basis der gemeinsam akzeptierten Bewertung konnten wir eine faire Aufteilung des Unternehmens erreichen – ohne größere Konflikte und mit spürbarem gegenseitigem Verständnis. Im Ergebnis stand ein erfolgreicher Nachfolgeprozess, der sowohl die Fortführung des Unternehmens in neuer Verantwortung als auch den geordneten Rückzug einzelner Familienmitglieder ermöglichte.
- Zahlungsstromprognose in Umbruchzeiten
- Umgang mit Informationsquellen unterschiedlicher Qualität und Motivation
- Wertkommunikation im Spannungsfeld gegensätzlicher Interessen
- 10+ Jahre Erfahrung in Investitionsentscheidungen aus Eigentümersicht
- Verbindung von Geschäftsmodell- und Bewertungs-Know-How einerseits sowie Verständnis für Eigentümerperspektiven andererseits
Vorträge & Seminare:
- 28. März 2025: Wie viel ist mein Familienunternehmen wert? 2. Familienunternehmen-Symposium, München.
- 26. April 2024: Wert und Werte im Familienunternehmen, 1. Familienunternehmen-Symposium, München.